Warum versteckst Du diese Freunde ?

Habe nicht den Anspruch an Dich, innerlich so abgehärtet zu sein, dass Dich nichts und niemand mehr triggern kann.
(Bahar Yilmaz)

 

Auch wenn ich es normal nicht abkann, über Abwesende zu reden, so möchte ich mit Dir heute doch mal über zwei gemeinsame Gefährten quatschen. Zwei Gefährten von Dir und mir, obwohl wir uns untereinander alle nicht persönlich kennen.

 

Vielleicht haben die Beiden schon länger nicht mehr bei Dir vorbeigeschaut, vielleicht schneien sie aber auch permanent oder zumindest viel öfters, als Dir lieb ist, bei Dir rein, obwohl Du sie doch eigentlich nie einlädst.

Außerdem zeigen sich zumindest die meisten von uns mit ihnen nicht so gerne in der Öffentlichkeit.

 

Es ist auch gut möglich, dass Dir die Zwei nur dann auffallen, wenn sie mit anderen Mitmenschen unterwegs sind. Meistens dann, wenn man den Eindruck gewinnt, dass da gerade bei jemand die eine oder andere Zündschnur etwas kürzer zu sein scheint, als sonst.

 

Wir empfinden die Beiden als politisch nicht korrekt, eventuell gar als Schwäche, wollen nicht mit ihnen gesehen werden, doch sie besuchen uns mit Vorliebe plötzlich, unangemeldet und niemals eingeladen:

die Kameraden Wut und Schmerz!

 

Sie suchen uns auf, obwohl wir doch EIGENTLICH stets so bestrebt sind, unsere mentale Ausrichtung und unser Mindset möglichst positiv zu basteln und wir das doch bitte zu gerne nach außen ausstrahlen wollen.

 

Doch wer behauptet eigentlich, dass die Beiden nicht sein dürfen, uns nicht guttun, sich gefälligst vom Acker machen sollen?

Warum sind sie so erwünscht, wie Wasser in den Schuhen an einem nasskalten Novembertag?

 

Wo doch Schmerz ein Geschenk sein kann, wenn er so oft ein rechtzeitiges Signal dafür ist, noch größeren Schmerz und Schaden zu vermeiden (kannst Du Dich noch an den Lerneffekt erinnern, wenn Du als Kind einmal an die Herdplatte gefasst hast), um wichtige Schritte in eine heilende Richtung einzuleiten?

 

Und nichts kann so kristallklar signalisieren, dass Du eine Grenze gesetzt hast und niemand über Deine rote Linie zu gehen hat, als Wut, welche in diesem Moment gleichzeitig auch pure Kraft verkörpert!

 

Ich weiß, das sind alles nicht die hochploppenden Gedanken und Vorgehensweisen, der ersten 5 Minuten, wenn sich die Beiden auf ihre rustikale Art und Weise Eintritt verschafft haben, wenn Personen oder Situationen Knöpfe drücken, wenn körperlicher oder seelischer Schmerz zum auf die Zähne beißen oder in die Knie zwingt.

 

Doch gib ihnen die Zeit, welche Du guten Freunden und Gefühlen auch gewährst, schenke ihnen die Aufmerksamkeit und den Respekt, den sie sich insgeheim so sehr wünschen und welchen Du auch Deinen sogenannten guten Gefühlen zu teil werden lässt.

 

Zum Dank schenken Dir die Zwei unerwartete neue Blickwinkel und Optionen und auch wenn manches Gastgeschenk erst etwas zeitversetzt kommen mag, um unsere Perspektive auf Auas und Ankotzen zu transformieren.  

 

Und unterlasse bitte folgenden Kardinalsfehler:
Verabschiede die Beiden nie mit Auf Nimmerwiedersehen!
Denn sie kommen wieder, genauso wie all die anderen Emotionen auch!

 

Und das, was Du nicht haben willst, wogegen Du ankämpfst wurde schon eh und je mehr – so auch Wut und Schmerz.

 

Mach sie nicht mit künstlichem "Wohlfühl-Alles-Gut" weg, sondern mach sie Dir besser zu Nutze, wenn sie Dich mal wieder unangemeldet besuchen … das tun sie nämlich ganz sicher!