Die Natur ist wirklich weise: Der Mensch hat zwei Ohren und nur eine Zunge.

Er sollte eben doppelt so viel hören wie reden.

(William Somerset Maugham)

 

Es fasziniert mich immer wieder aufs Neue, wenn zwischen Jahrtausende alter Geschichte und aktuellem Hier und Jetzt im Prinzip kein Blatt Papier dazwischen passt. Wenn man erkennt, dass ultimative Wahrheiten kein Verfallsdatum haben und niemals zeitlichen Epochen oder Modewellen ausgesetzt sind.

 

In diesem Zusammenhang will ich heute Wissenswertes über den griechischen Philosophen Socrates mit Euch teilen. Zum leichteren Einstieg deshalb eine kurze geschichtliche Schnellbleiche:  

Socrates war ein griechischer Philosoph, welcher schon Jahrhunderte vor Christi Geburt, nicht zurückgezogen, sondern sehr publikumsnah seine Lehren verbreitete. Auf seine Bedeutung zu Lebzeiten und für die Nachwelt einzugehen, würde den inhaltlichen Rahmen hier komplett sprengen, doch es lohnt sich absolut, über seine Lehren, sein Publizieren in der Öffentlichkeit, seinen Umgang mit dem eigenen Todesurteil, ja quasi über einen wirklich mega spannenden Typen mal zu googeln !

 

Was ich heute von ihm gerne mit Euch teilen möchte, sind seine 3 Siebe der Wahrheit.

Seinerzeit wurde der gute Socrates von einem mitteilungsbedürftigen jungen Mann auf dem Marktplatz bestürmt, welcher ihm für seinen Geschmack brandheißeste News stecken wollte.  Socrates fragte ihn daraufhin, ob er denn das, was er ihm da erzählen wollte, denn bereits durch die 3 Siebe gesiebt habe. Als der junge Kerl daraufhin zum personifizierten Fragezeichen erstarrte, klärte der Philosoph ihn auf:

 

Sieb eins – das Sieb der Wahrheit:

Ist die zu erzählende Geschichte denn auch wahr ?

 

Sieb zwei – das Sieb der Güte:

Ist das, was er denn da erzählen will, auch gut ?

 

Sieb drei – das Sieb der Notwendigkeit:

Ist es denn notwendig, das zu erzählen ?

 

Der junge Mann musste alle drei Fragen beschämt und verlegen verneinen, denn tatsächlich war das, was er da raushauen wollte, wirklich weder unbestritten wahr, noch irgendwie gut, geschweige denn notwendig, erzählt zu werden.

„Also“, sagte Socrates, „wenn es das alles nicht ist, so lass es begraben sein und belaste weder Dich, noch mich damit !“

 

Je öfter ich mir diese Geschichte reinziehe, umso mehr faszinieren mich diese 3 Siebe und ich frage mich, wie sich das alles angefühlt hätte, mit Social Media ca. 500 vor Christi ?

Seinerzeit für seine Lehren und sein Wirken zum Tode verurteilt, würde er im Netz zwar lebendig durchkommen, wohl aber entweder mit entsprechend Shitstorm geprügelt, als meinungsprägender Influencer glorifiziert werden oder dürfte er für beides gleichzeitig herhalten ?

 

Und noch viel spannender:

Wie würde heute wohl eine Berichterstattung oder Kommunikation in sozialen und sonstigen Medien aussehen, wenn solche 3 Siebe Standard oder gar Vorschrift wären ?

 

Diese Gedankenspielchen bewegen sich ganz sicher zwischen abgefahren, spannend, super kreativ, haben viele offene Enden und es ist ein durchaus großes Fass, welches sich da aufmachen ließe !

Doch ich finde, es hätte nicht nur ne ganze Menge Charme, sondern eine noch viel größere Menge Nutzen, wenn wir diese mehrere tausend Jahre alten 3 Siebe öfters mal wieder in Benutzung nehmen würden und dann einfach mal neugierig drauf schauen, was sie bei unserer Kommunikation bewirken könnten.

 

Auf jeden Fall aber sind sie definitiv zu schade, um irgendwo einzustauben !!!