Wir hören ja nicht auf, weil wir alt werden.
Wir werden alt, weil wir aufhören.
(Reinhard Sprenger)
Es heißt ja, dass eine vorgezogene Gratulation zum Geburtstag Unglück bringt.
Deshalb will ich das heute tunlichst vermeiden und anstatt dessen lediglich darauf hinweisen, dass am kommenden Dienstag, den 9. Mai ein gewisser Josef „Jupp“ Heynckes seinen 77. Geburtstag feiern wird.
Dabei geht es mir heute auch nicht um eine Auflistung von Erfolgsdaten, welche dieser Mann als Fußballspieler und-trainer in unglaublichen Mengen gesammelt hat, doch ein Kapitel möchte ich gerne herauspicken.
2013 gewann Heynckes mit 68 Jahren als Trainer des FC Bayern München und als erster Trainer in Deutschland überhaupt das Triple, bestehend aus der Deutschen Meisterschaft, dem Pokalsieg und der Champions League.
Jener Mann, welcher Jahre zuvor wurde von Boulevardpresse und Öffentlichkeit als nicht mehr in die Zeit passendes Auslaufmodell mit überholter Menschenführung und ebensolcher Trainingsarbeit abgekanzelt wurde.
Und genau dieser Mann ist es, welcher dann mit 68 Jahren reif für seinen größten beruflichen Erfolg ist.
Zudem erheben sämtliche Spieler, Staff und das gesamte Umfeld die größten Lobeshymnen für seine Innovation, Empathie, Menschenführung, sowie die unglaubliche Mischung aus Disziplin und Lockerheit.
Dieter Hallervorden war einem breiten Fernsehpublikum hauptsächlich als eine Flasche Pommes Frites bestellender 70er-Jahre-Blödel bekannt. Sein späteres politisches Kabarett erwärmte zwar durchaus Kritiker, aber weniger das breite Publikum, welches ihn eben auf jene paar mit den Jahren zunehmend immer flacher anmutenden Zoten aus den 70ern reduzierte.
Plötzlich dreht genau dieser Dieter Hallervorden im Alter von 78, bzw. 79 Jahren die Filme "Sein letztes Rennen" und "Honig im Kopf". Kritiker und Publikum waren baff staunend begeistert und sich sowas von einig, dass da einer die größten schauspielerischen Darbietungen seiner Karriere ablieferte.
Diese beide Herren sind für mich immer wieder zwei so große Leuchttürme, wenn ich quer durch die Generationen in Gespräche verwickelt werde, die mich zweifeln lassen, ob Rente und Alter ein Abschnitt im Kontext von vielen spannenden Lebenszyklen sind oder wohl doch nur eine Dauereinstellung, die man auf seine jeweilige Altersstufe angepasst, aussitzt und rumzukriegen versucht.
Als ich mich daran machte, über dieses Thema und vor allem über diese Altersstufe und die damit verbundenen Mindsets zu schreiben, war mir bewusst, dass es dabei viele nachdenkliche und schwere Ansätze zu Grunde gelegt werden können.
Gesundheit, näherkommende Einschläge und das leidige Aussitzen zu einem Tag X lägen da so verführerisch nahe.
Wohl ist mir auch sehr bewusst, dass erlebte Themen und Schicksale sich nicht einfach wegbloggen und in Luft auflösen lassen.
Doch nicht trotzdem, sondern gerade deswegen will ich lieber einmal mehr dort Sinne schärfen, wo Aussitzen verlockt und nach dem Fokus fragen, wenn immer kostbarer werdende Lebenszeit abgelebt zu werden droht.
Und, last but not least, Dich vielleicht ein bisschen dabei angeregt zu haben, Dir ein Bild zu basteln wo Deine Leuchttürme in 10, 20 oder 50 Jahren erstrahlen sollen.
Mehr mit Freude an Vergangenheit, als mit Freude auf die Zukunft ?
Oder darauf, wie spannend und innovativ es doch sein könnte, sich einmal von bestehenden biografischen Modellen zu verabschieden ?