Die Ballade vom Schokoriegel

Es heißt Feierabend - nicht Elendsende!

(Dr. Rüdiger Dahlke)

 

Vor geraumer Zeit konnte ich in Esslingen an einem schönen Barcamp zum Thema Gesundheit teilnehmen und mich auch aktiv einbringen.  

 

Die von mir moderierte Session an diesem Tag war eine lockere Gesprächsrunde zum immer wieder anregenden Thema, welche Filme und welche Songs jede(n) Einzelne(n) so richtig in Kraft und Power bringen, Inspirationsquelle, Kraftspender, Seelenfutter und Kreativturbo sein können.

Es entstand, wie eigentlich immer bei diesem Thema, ein herrlich buntes Sammelsurium an verschiedensten Songs und Filmen in Verbindung mit spannenden, witzigen und berührenden Geschichten, gepaart mit leuchtenden Augen erzählender Teilnehmer/innen.

Doch da war auch eine junge Frau, welche sich zwar diese Session ausgesucht hatte, der aber so gar kein Film oder Song einfallen wollte, weil sie für sowas schon lange keine Zeit und keinen Nerv mehr hatte.

Anstatt dessen erzählte sie von Endlosschleifen und Hamsterrädern ihres beruflichen Wochenalltags und von den fast nicht mehr stattfindenden gemeinsamen Momenten mit ihrem mit strampelnden Ehemann.

Hängen blieb bei mir vor allem ihre Antwort auf meine Frage, ob und was sie z.B. in der zuletzt abgelaufenen Woche denn überhaupt für sich selbst getan habe. Nach längerem Überlegen fiel es ihr ein:

 

" Einen Schokoriegel gegessen! "

 

In einer Session, in welcher es bis dahin um inspirierende und besondere Momente, um gut zu sich selbst sein ging, klang es bei ihr leider weder nach Freude am kleinen schokoladigen Glück, noch nach kurzer aber intensiver Geschmacksexplosion mit hohem Genussfaktor.

Stattdessen bildete sich in diesem Moment ein spürbarer Frust über die traurige Erkenntnis, dass sich das ganze eigene Erleben und das Erleben ihrer Partnerschaft, die Selbstwirksamkeit und das Gut-sein-zu-sich-selbst im Zeitraum einer Woche zwischen den zwei Enden eines Schokoriegels abspielte!

 

Die Schilderungen der anderen Teilnehmer und vor allem deren sprühende Freude beim Erzählen ihrer Glücksmomente schienen eine wohltuende Übergriffigkeit auf die junge Frau zu erzielen. Vielleicht war es auch genau das, was sie an diesem Tag in dieser Stunde einmal mitbekommen wollte.

 

Ich hoffe, dass Du Dich beim Lesen nicht voll und ganz im Thema dieser jungen Frau wieder findest, dennoch oder gerade deswegen möchte ich Dir heute ein paar Fragen schenken,  welche ich ihr beim Verabschieden noch mit gab:

 

-        Alles weiter und gehabt wie bisher?

-        Von was in Zukunft mehr und von was weniger?

-        Wie war und ist mein Verhältnis zu den Erwartungen anderer an mich gegenüber meinen Ansprüchen an mich selbst?

-        Setze ich mir meine Grenzen oder setzen sie mir andere?

 

Wir haben uns nach diesem Tag nie mehr wieder gesehen, doch hoffe ich, dass die junge Frau, und nicht nur sie, in sich manchmal surreal anfühlenden Zeiten nicht nur dazu kommt, sich gute Fragen zu stellen und die stimmigen Antworten zu finden, sondern auch irgendwann die Ergebnisse aus den stimmigen Antworten zu ernten, welche dafür sorgen, dass sich selbstwirksamer Erfolg nicht nur über den Verzehr eines Schokoriegels definieren lässt ...

 

 

Ich hatte sie übrigens seinerzeit gefragt, ob ich unsere gemeinsame Episode irgendwann in meinem Blog erzählen dürfte. Als sie es freudig bejahte, hatte ich das wohlige Gefühl, an diesem Tag etwas Gutes angerichtet zu haben.