Hinein mit Dir ins kalte Wasser!

Das Wort „eigentlich“ ist der Türsteher zwischen Wunsch und Wirklichkeit.

(Micky Beisenherz)

 

„Ins kalte Wasser springen“ ist jetzt nicht unbedingt die neueste Metapher, wenn es darum geht, den nächsten Schritt einer Weiterentwicklung zu tun, endlich voran kommen zu wollen oder einfach herbeigesehntes Neuland, welcher Art auch immer, zu betreten.  

Aber weil dieses „ins kalte Wasser geworfen werden“ gleichzeitig auch abstoßen von Beckenrändern meist sehr lauwarmer Komfortzonen bedeutet, verbunden damit, seine Rübe in etwas rein zu tauchen, über das man doch bisher nur in gesicherten schlauen Tönen redete, dominieren hier meist sehr viele Konjunktive.

 

Deshalb heute eine kleine, aktuelle Geschichte darüber, wie ich mich zuletzt in kalten Wassern tummelte.  

 

Mal wieder hatte ich jetzt zum Jahresende das Glück, Geschenk und Privileg, mich für ein paar Tage Rückblick 2022 und Ausblick 2023 auf meine geliebte Insel Gran Canaria zurückziehen zu können.

Da ich mich hier inzwischen einfach heimisch fühle und es auch sehr wohltuend für das Reisebudget ist, ziehe ich schon seit Jahren den Freiraum einer privaten Unterkunft dem starren touristischen Korsett des Hotellebens vor.

Nach Jahren in einem deutschen Host, ergab es sich, dass ich dieses Mal ein neues Quartier brauchte. Beim Auswählen und Buchen dachte ich Held natürlich nicht daran, dass AirBnB eine automatische Übersetzungsfunktion verwendet. So dämmerte mir erst kurz vor meinem Abflug, dass mein neuer Gastgeber eben ausschließlich spanisch spricht und mein Spanisch nach wie vor leider nur sehr diplomatisch mit rudimentär umschrieben ist.

Jede/r, welche/r in seinem Zeugnis mal den Status „ständig bemüht“ hatte, ist mir da um Lichtjahre voraus!

 

Das Schöne daran war:

Ich kam aus der Nummer ja nicht raus!

Ich durfte mir Plan A, B oder C überlegen und den Fokus ausschließlich nicht darauf lenken, OB das funktioniert, sondern WIE es funktioniert!

Je näher es an den Abflug, den Landeanflug und das Haus ging, je mehr Ideen und Lösungen ploppten da plötzlich hoch. Ich hatte plötzlich genügend Neoprenanzüge fürs kalte Wasser, obwohl auch die Schummelhilfe Englisch komplett ausschied.

 

Ich will jetzt gar nicht im Detail darauf eingehen, was mir mit zunehmendem Zeitdruck alles einfiel, Digital Detox sah jedoch sicher anders aus 😊.

Doch letztendlich ging es nur darum, mal wieder eine Situation zu haben, in der dieser lauwarme Beckenrand verlassen werden musste und plötzlich wurden aus großen Fragezeichen geniale Gefühle von Selbstwirksamkeit!

 

Was sich für mich wie der Sprung in kaltes Gewässer anfühlte, mag jemand anderem vielleicht nur ein Zucken der Augenbraue entlocken, doch jede/r weiß genau seine Situationen, welche zunächst exakt dieses Adrenalin produzieren.

 

Bei mir war es in diesem Fall mein dilettantisches Gastronomie-Spanisch.

Wo hast Du Deine Becken mit kaltem Wasser, an denen Du Dich noch am beheizten Rand rumdrückst?

Ich will Dich heute einfach nur von Herzen bitten:

 

Spring rein und schwimme los!

 

Ach ja, während dem Schreiben dieses Artikels kam noch eine Mitteilung in mein AirBnB-Postfach, von AirBnB übersetzt:

Hallo Jürgen,

es war mir ein Vergnügen, Dich im Haus zu haben.

Du bist ein super Gast.

Du wirst immer willkommen sein.

Frohe Weihnachten und liebe Grüße.

 

Sprünge ins kalte Wasser sind übrigens nicht zu verwechseln mit Neujahrsvorsätzen, die Du noch 4 Wochen vor Dir herschiebst … reinspringen und losschwimmen geht immer!