Blick zurück nach vorn

Nicht, was wir erleben, sondern wie wir empfinden, was wir erleben, macht unser Schicksal aus.

(Marie von Ebner-Eschenbach)

 

Weil der Kalender nicht lügt, kommt der heutige Blogartikel so ziemlich mit den Jahreswechsel daher.

Die Versuchung läge also nahe, mit dem großen Inventurblock zu wedeln und abzuhandeln, was in diesem sich zum Ende neigenden Jahr alles toll war, was in die Hecken ging und was natürlich in 2023 alles ganz anders und besser laufen wird.

 

Weil einem gerade aber sowieso auf sämtlichen sozialen und sonstigen Medien Veränderungen und Quantensprünge für 2023 im Sammelpack um die Ohren geworfen werden, möchte ich heute lediglich von einem kleinen Gespräch erzählen. Dieses liegt schon über 30 Jahre zurück, doch es ploppt immer wieder bei mir hoch, bevorzugt auch in diesen jahreswechselnden Phasen. 

Den damaligen Gesprächspartner habe ich mindestens genauso lange nicht mehr gesehen, doch es gibt einfach diese Gespräche oder Sätze, die wie eintätowiert im Kopf bleiben.

Kennst Du das auch?

 

Es war ein Kunde, mit welchem ich ab und an gerne einige über das Geschäft hinausgehende Sätze zu unseren Befindlichkeiten und dem Leben plauderte. Eines Tages erzählte er von heftigen Ereignissen, welche seine Familie im abgelaufenen Jahr brutal beutelten. Es ging um Krankheiten und Unfälle. Seine Mutter stellte in diesem Zusammenhang gebetsmühlenartig immer wieder die Frage:

„Warum ausgerechnet wir?“

Seine immer wiederkehrende Antwort darauf war:

„Warum ausgerechnet wir nicht?“

 

Ich weiß nicht, ob das endende Jahr für Dich eines derer war, in welchem Du auch Dialoge dieser Art führtest, innerlich oder im Außen. Falls ja, ist es gut möglich, dass Du nun sagst:

Du hast doch überhaupt keine Ahnung, was Du da verzapfst, was mir im letzten Jahr  widerfahren ist oder was mir im kommenden Jahr noch blüht!

Ich kann da nicht widersprechen, ich will es auch gar nicht!

Genauso wenig, wie ich im Schnelldurchlauf dazu eine Ansammlung kluger Zitate oder Rat-Schläge (ja, die sind manchmal auch Schläge) raushauen möchte.

 

Doch in der Realität stimmen Brüche, Schatten, Niederlagen und schwere Ereignisse ihr Erscheinen nun mal nicht mit uns und unseren Kalendern ab.

Nicht mehr, doch auch nicht weniger, ist mein Senf, den ich zum Jahreswechsel dazu geben möchte.

Die Illusion, sich ein ganzes Jahr oder besser noch ein ganzes Leben ohne Schatten, ohne Brüche basteln zu können, ohne hin und wieder das Gefühl zu haben, dass das Schicksal sich schlechte Scherze erlaubt – erst dieses Denken macht die Sache toxisch!

 

Ich weiß, dass man für den letzten Blog des Jahres auch ein pflegeleichteres Wohlfühlthema hätte wählen können, aber wer mich inzwischen etwas kennt, weiß, dass ich lieber anregen und herausfordern, als bespaßen möchte.

Und genau damit unterstütze ich Euch auch in 2023 wieder gerne bei all Euren Visionen, Zielen und Wünschen – von ganzem Herzen, mit all meiner Leidenschaft und Expertise!