Ausreden-Fasten

Wenn der Deutsche hinfällt, dann steht er nicht auf, sondern schaut, wer schadensersatzpflichtig ist!

(Kurt Tucholsky)

 

Nach Fasching ist vor Ostern und wir tummeln uns derzeit grob in der Mitte. Gerne wird diese Zeit zwischen so unterschiedlichen Polen wie Jecken und Osterzeremonien mit einer sehr besonderen Aktivität überbrückt:

dem Fasten.

 

Ob religiös motiviert oder mit einem gesundheitsorientierten Hintergrund: viele Menschen praktizieren von Aschermittwoch bis Ostern diesen bewussten Prozess, in welchem Motive wie Reinigung, Entgiftung, Rückbesinnung, Mäßigung oder Disziplin zentrale Rollen spielen.

Doch gleich zu Beginn mein Outing: 

Ich gehöre nicht dazu!

 

Als jemand, der versucht, ganzjährig seine Ausschläge in Sachen gesunder Ernährung, Bewusstsein und Innehalten versus Versuchung, Gönnen und Leichtigkeit des Seins in der Waage zu halten, beobachte ich die Aktivitäten, welche in diesen Wochen praktiziert werden mit totaler Hochachtung und Interesse. Doch so gepackt, dass ich auf den Zug mit aufspringen wollte, hat mich das Thema (noch) nicht.

 

Dabei sind diese ganzen genannten zentralen Motive des Fastens viel zu spannend, viel zu bedeutend und auch viel zu wichtig, um sie auf die Ernährung zu reduzieren. Aus diesem Grund rege ich schon seit einigen Jahren eine zusätzliche gesundheitsfördernde Facette an:

das Ausreden-Fasten 

 

Sich bei diesem Thema selbst auf die Schliche zu kommen, ist mindestens, wenn nicht gar  herausfordernder, als seine Blind Spots in Sachen Ernährung zu erkennen. Dabei ist es gar nicht so schwierig, sich zumindest mal für einen gewissen Zeitraum auf eine entspannte, freundliche Art und Weise sehr bewusst selbst zuzuhören, beispielsweise

 

-        warum Du ständig etwas aufschiebst, dass Dir doch eigentlich so wichtig ist

-        dass jemand Drittes, das Wetter oder die Zeiten für irgendetwas verantwortlich sind, was Dir gerade über die Leber läuft oder Dich hindert, etwas anzugehen

-        dass Du für irgendetwas zu alt, zu jung, zu dick, zu dünn, zu arm, zu groß, zu klein, zu … bist

 

Kaum eine Liste ließe sich jetzt so endlos fortsetzen wie diese!

Zu viele Ausreden sind für Dein Mindset dass, was zu viel Zucker, Alkohol oder Nikotin für Deinen Körper bedeuten: Gift in ungesunder Dosis!

 

Falls Du gerade auch gewisse Ernährungsdefizite in Sachen Mindset erkannt hast und es Dir irgendwie danach ist, dieses Fasten auch mal mit den geliebten eigenen Ausreden zu praktizieren, empfehle ich Dir einen kleinen inneren Dialog, denn auch bei Selbstgesprächen ist die Qualität des Gesprächspartners von entscheidender Bedeutung!

Wie wäre es mit Fragen wie:

 

-        Ist das wirklich, wirklich, wirklich so, wie ich das mir und meinem Umfeld stets kommuniziere?

-        Gibt es zu meinem bisherigen Vorgehen denn wirklich keine Alternative? (wenn Plan A bisher nicht funktionierte: das Alphabet hätte noch 25 weitere Buchstaben zur Verfügung)

-        Gibt es da draußen jemand, wo das Thema für welches ich bisher so herrliche Ausreden bastelte, schon gewuppt hat und ich mir was abgucken könnte? (ganz sicher!)

-        Welche Informationsquellen habe ich bisher versäumt, anzuzapfen?

 

Auch diese Liste ließe sich wunderbar endlos fortsetzen und es soll schon vorgekommen sein, dass diese Art sich Fragen zu stellen, plötzlich begann, riesig Spaß zu machen!

 

Und glaub mir: wenn Du das mal gefressen hast, dann willst Du Deine Ausreden-Fasten-Zeit gar nicht mehr nur auf irgendeinen Zeitraum zwischen Fasching und Ostern reduzieren!